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Gut angekommen und eingelebt…

Nach einer ganzen Weile melde ich mich nun auch mal wieder aus dem immer heißer werdenden Peru. Bei uns fängt der Sommer gerade an, was die Peruaner aber nicht daran hindert ihre langen Hosen anzulassen. Der Grund warum schon lange keine Blogeintrag kam ist, dass wir Volis vor allem am Anfang mit drei Mal die Woche Sprachkurs sehr wenig Freizeit haben. Zudem kommt noch dass ich mit meiner Gastfamilie in Callao wohne was bedeutet, dass ich jeden Tag mindestens eineinhalb, manchmal auch vier Stunden im Bus sitze. Wie ich beim letzten Blog schon angesprochen hatte, fahren die Busse hier nicht nach Plan, sondern mehr oder weniger nach Lust und Laune. Das heißt, manchmal wartet man zwei Minuten auf den nächsten Bus aber manchmal dann halt auch eine halbe Stunde. Zudem kommt noch dass es sein kann, das ein Stau den Bus für eine halbe Stunde aufhält, oder dass der Busfahrer genervt ist, weil schon wieder ein Bus seiner Linie vorbeigefahren ist und dann einfach am Straßenrand eine Viertelstunde wartet.

Zudem war ich mit zwei Mitvoluntären die letzten Sonntage bei einem Projekt dabei, das Bäume in einem Armenviertel von Lima pflanzt. Bis jetzt wurden schon 1000 Bäume gepflanzt, aber es sollen noch Mal genauso viele dazu kommen. Die Aktion hat zwar richtig Spaß gemacht und wir konnten richtig viele neue Freunde kennenlernen, aber sie hat natürlich auch viel Kraft gekostet, weil der Sonntag in meinem Fall mein einziger richtig freier Tag ist. Letzte Woche waren wir dann auch noch Surfen, was eine mega coole Erfahrung war und was wir alle richtig genossen haben. Zwar ist es immer mühsam raus zu paddeln, aber wenn man dann auf seinem Bord steht und bis an den Strand surft, dann weiß man dass es sich gelohnt hat.

In dem letztem Monat gab es dann die erste Situation in der wir nicht so genau wussten was jetzt passiert. Der Präsident von Peru hatte beschlossen den Senat aufzulösen, aber gleichzeitig wollte der Senat den Präsidenten abwählen. Im Endeffekt stellte der Senat eine neue Präsidentin auch, woraufhin Peru für drei Tage zwei Präsidenten hatte. Dadurch gab es sehr viele Tumulte und Proteste auf den Straßen. Zum Glück hatte die neu gewählte Präsidentin schnell angekündigt dass sie abtritt und somit hat Peru wieder einen Präsidenten und alles ist soweit in Ordnung. Jedoch muss man dazu sagen, dass die bisherigen Präsidenten von Peru kein gutes Licht auf das Land werfen, denn entweder sind sie im Gefängnis, im Exil, oder haben sich selbst erschossen.

Zudem hatten wir diese Woche unser erstes Erdbeben, was eigentlich erstmal keine große Sache war. Schlussendlich hatte es doch die Stärke 4,5 und wir waren nur in einem großen Gebäude, in dem man das Beben nicht so stark gemerkt hat. Es hatte sich erstmal nur so angefühlt, wie wenn im Rau über uns ein Paar Leute rumrennen, aber es wurde dann schnell stärker und alle Peruaner haben auf einmal „temblor“ (Erdbeben) gerufen. Für viele sind Erdbeben immer ein Schock, da vor paar Jahren mal ein Erdbeben viele Häuser zerstört hat und dabei auch viele Menschen ums Leben gekommen sind. Aber nachdem dann alle Eltern und Freunde angerufen waren, hatte sich die Lage auch sehr schnell wieder beruhigt.

Wir Volontäre waren direkt im ersten Monat im Y-Camp, ein Stück Strand, dass dem YMCA gehört und einfach wunderschön ist. Verbunden mit dem Y-Camp ist meistens auch Aspizia, eine kleine Stadt, in der ein deutsches Projekt vor zehn Jahren einen Kletterpark aufgebaut hat. Dort werden jetzt Teamschulung und Leiterschulungen gemacht. Zwei Wochen später durfte ich das gleiche mit dem Programm „Club de Emprendadores“ machen. Diese Gruppe ist eine der vielen Gruppen die der YMCA sponsert und richtet sich auf Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Es war ziemlich cool, dass man so sehr schnell das Vertrauen der Jugendlichen gewinnen konnte und ich denke dass dadurch auch schon die ein oder anderen Freundschaften endstanden sind.

Dort waren auch die gleichen Gruppen aus den zweit- und drittgrößten Städten Perus vertreten. Und ich fand es sehr schön aber auch herausfordernd, als einziger männlicher Staff (Mitarbeiter), die Verantwortung für 20-30 Jungs zu haben. Das beinhaltet natürlich auch, dass man sie nachts zum Schlafen bringen muss, was aber nur mehr oder weniger funktioniert hat. Denn man muss wissen, dass die Peruaner grundsätzlich mit sehr wenig Schlaf auskommen und deshalb auch mal bis 4 Uhr nachts wach sind und laute Musik hören. Da wird dann auch nicht auf einen Deutschen Rücksicht genommen. Dazu muss man aber sagen, dass das natürlich nie alle sind, und die meisten von ihnen waren auch sau nett und bemüht mir das Spanisch langsam beizubringen.

Apropos spanisch: Das läuft mit jedem Tag besser. Zum einen weil wir ja den Sprachkurs haben und der uns echt eine riesen Hilfe, vor allem am Anfang ist und war. Zum anderen aber auch das Gespräch mit vielen Peruanern in den Programmen, die auch fast immer sehr geduldig mit uns sind und uns alles auch drei Mal erklären wenn wir noch zu langsam sind mit der Sprache. Aber wie gesagt es läuft zunehmend besser und ich hatte auch schon das ein oder andere Gespräch über komplexere Themen, wie den Glauben, oder die persönlichen Lebensverhältnisse.

In dem Programm „Crecemos Felices“ (glückliches aufwachsen), in dem die Kinder zwischen 5 und 12 Jahren sind, sind mir die Kinder schon richtig ans Herz gewachsen. Am schönsten war bisher der Moment als ein kleines Mädchen „te quiero“ (Ich liebe dich) zu mir gesagt hat. Solche Kleinigkeiten lernt man in dem sonst so Lauten und chaotischen Peru schnell schätzen. Aber auch als mir ein anderes Mädchen erzählt hat, dass sie die Nacht zuvor nicht geschlafen hatte, weil ihre Eltern sie nachts zum Straßenverkauf mitgenommen hatten, war ich erstaunt, dass sie mir schon so viel Vertrauen schenkt. Aber zum anderen auch etwas entsetzt, denn genau dafür ist das Programm ja da, um die Kinder die aus armen Verhältnissen kommen, davon abzuhalten auf der Straße zu arbeiten. Das Programm dort ist so aufgebaut, das an einem normalen Tag die Kinder kommen und erst mal etwa eine Stunde Fußball, Volleyball oder andere Spiele (Fangen) spielen. Danach trinken sie filtriertes Wasser, was für die meisten nicht selbstverständlich ist, weil sie kein Geld für einen Filter oder Wasser Kocher haben und dadurch das Wasser einfach aus dem Hahn trinken, was aber nicht gesund ist, da das Wasser nicht sauber ist. Anschließend gibt es jeden Tag ein Thema, was zum Beispiel Gesundheit, Bildung oder Erziehung ist und die Kinder neben der Schule noch über wichtige Dinge informiert.

An einem Tag der Woche (Dienstag) mache ich mit zwei weiteren Volontären das christliche Programm, was meistens aus einem Spiel, einem Theater, einer Andacht, einer Gruppenarbeit und einem Lied besteht. Besonders cool finde ich immer das Theater, weil ich dabei meinem Schauspieler-Instinkzt freie Bahn gebe und mich gerne in die Arbeit des Script schreiben stürze. Nach dem Thema haben wir dann mit den Kindern gemeinsam Zeit die Hausaufgaben zu machen, oder mit den Kindern die schon fertig sind zu reden. Anschließend gibt es dann zum Abschluss des Programmes noch etwas Warmes zu essen und zu trinken, damit sie noch was im Magen haben bevor sie nach Hause gehen. So ein Tag kann dann sehr anstrengend sein für uns Volontäre, vor allem wenn man davor noch drei Stunden Sprachkurs und danach noch drei Stunden ein „Club de Emprendadores“ hat.

In diesem Programm haben wir am Montag Beziehungsarbeit und spielen mit den Jugendlichen Tischtennis, Volleyball oder Fußball und reden über Dinge die die Jugendlichen beschäftigen, wie Schule, Liebe, Sport, etc. Am Montag bin ich alleine in dem Programm am Samstag sind wir zu zweit. Da haben wir immer Spiele, aber auch ein christliches Thema und anschließend ein kleines gemeinsames Essen. In diesem Programm fühle ich sehr wohl und man merkt schon nach einer so kurzen Zeit, dass man mit den Jugendlichen eine Freundschaft aufbaut.

Zu dem Thema Freundschaften: Ich finde es hier in Peru sehr faszinierend wie spontan man zusammen was essen geht oder ins Kino nachts um eins, wo in Deutschland das Kino schon lang zu hat. Auch preislich ist das Kino viel günstiger. Für zwei Euro kann man hier mit riesiger Leinwand den Film gucken der als neustes rauskommt. Auch danach wenn es um den Heimweg und um die Übernachtungsfrage geht, sieht man ganz deutlich den Unterschied zwischen Deutschland und Peru. Mädels schlafen grundsätzlich nicht bei den Jungs und betreten auch am Tag aus Prinzip nicht dein Zimmer. Dieses Thema ist ein absolutes Tabothema.

Im Gegensatz dazu ist es absolut normal dass ein Junge bei dir übernachtet wenn er nicht heimkommt. Ein guter Freund von mir (Mark) hat jetzt schon zum wiederholten Male bei mir im Bett gepennt (mit allen Klamotten und ohne die Zähne zu putzen), weil er nicht heimkam. Bei der Wahl wie man heimkommt endscheidet man sich häufig für das Taxi, weil auch das mit umgerechnet 2.50 Euro einen riesen Preisunterschied zu Deutschland herstellt. Oder man nimmt einfach für umgerechnet 25 Cent einen Bus, was aber nachts ab 11 Uhr relativ gefährlich ist. Aber zum Glück ist uns bis jetzt noch nichts passiert außer zwei Krankenhausbesuche, da eine unserer Mitvolontäre die Treppe runtergefallen ist und die andere sich mit einem Messer geschnitten hat.

Aber daher ein großes Dank an unseren himmlischen Vater dass es uns so gut geht und dass wir eine so tolle und gesegnete Zeit erleben dürfen. Das einzige Gebetsanliegen im Moment ist, dass meine Allergie (die in Deutschland nur Katzen betrifft und hier in Peru auf fast alles umgeschlagen hat), weniger stark anschlägt. Vielen Dank für alle die immer fleißig beten, ich weiß dass echt zu schätzen. Und auch vielen Dank an alle Spender. Ihr seid die Besten und es ist schon ein ganzer großer Haufen zusammengekommen.

Ich vermiss euch in Deutschland schon bisschen, aber ich habe hier eine übelst coole und unvergessliche Zeit.

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